Klassische Herrenmode und das süße Leben.

Der warme Mantel aus Wolle

Es ist wieder kalt geworden. Das soll allerdings keine Beschwerde sein. Im Gegenteil, ich freue mich jedes Jahr über den Herbst. Denn Wollflanell und Tweed gehören zu meinen Lieblingstuchen. Anzüge aus diesen Stoffen sind im Sommer völlig ungeeignet. Im Herbst fühle mich in ihnen allerdings pudelwohl. Mit voranschreitendem Temperaturabfall reicht aber selbst ein solcher Anzug nicht mehr aus um sich gegen die Kälte zu wappnen. Das ist der Zeitpunkt an dem Laien zur Funktions- oder sogar Daunenjacke über dem Anzug greifen. Das ist bedauerlich, denn ein warmer Mantel aus Wolle ist in vielerlei Hinsicht die bessere Alternative.

Materieller Stilbruch

Zunächst einmal sind besagte Jacken in aller Regel aus Kunstfasern hergestellt. Das ist ein äußerst unschöner Stilbruch, besonders wenn der Anzug unter der Plastikjacke aus sehr feiner Wolle gefertigt wurde. Mit etwas Pech ist diese Jacke auch noch signalfarben, wie z.B. Knallrot. Von dort sind es nur noch wenige Farbnuancen bis zum Orange von Warnwesten mit Reflektorstreifen. Dabei dürfte der Anzug eigentlich Ausdruck einer Tätigkeit abseits von Autobahnbaustellen und Müllabfuhr sein.

Die bessere Alternative zur Funktionsjacke ist der Wollmantel. Die verwendeten Stoffe sind den Tuchen für die Anzugproduktion sehr ähnlich und nur meistens etwas dicker. Das ergibt ein passendes Zusammenspiel und eröffnet viele weitere Kombinationsmöglichkeiten. Durch die Hinzunahme einer weiteren Lage Kleidung spricht man im Englischen auch vom Layering. Das Beitragsbild illustriert wie die verschiedenen Stofflagen miteinander harmonieren.

Darüber hinaus bietet ein Mantel ähnlich viele Gestaltungsoptionen wie ein Jackett. Insbesondere mit der Form des Revers und der Anordnung der Knöpfe hat man sehr tiefgreifende Möglichkeiten seine eigene Erscheinung zu formen.

Grauer, zweireihiger Wollmantel mit farblich abgesetztem Kragen aus Samt.

Grauer, zweireihiger Wollmantel mit farblich abgesetztem Kragen aus Samt.

Jacken über Jacken

Der zweite kapitale Bock, den man mit einer Funktionsjacke zum Anzug schießt: Die Länge passt nicht. Oft ist die verwendete Funktionsjacke kürzer als die Anzugjacke. Das sieht fürchterlich aus und der Kunstfaserüberwurf erfüllt seinen Zweck nicht, das darunterliegende Sakko vor äußeren Einflüssen zu schützen. Außerdem kann man an den Worten schon erkennen, dass hier Jacke über Jacke getragen wird. Das ist ein unnötiger Fauxpas.

Langer Wollmantel über Dreiteiler aus Wollflanell. Fedora und Krawatte sind farblich aufeinander abgestimmt.

Langer, einreihiger Wollmantel über Dreiteiler aus Wollflanell. Fedora, Schuhe und Krawatte sind farblich aufeinander abgestimmt.

Kauftipps

Richtig lange Mäntel gelten aktuell leider als unmodisch und sind entsprechend schwer zu finden. Bei Amazon* findet man einen wenigstens knielangen Wollmantel. Den abgebildeten, langen, einreihigen Mantel habe ich in einem Second-Hand-Shop gefunden. Schnäppchen kann man vor allem im nächsten Humana oder Sozialkaufhaus machen.

Hochwertige Wollmäntel von der Stange findet man beispielsweise bei Charles Tyrwhitt*. Der zweireihige Mantel des Titelbilds wurde mir von Hockerty* maßkonfektioniert.



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2 Kommentare

  1. Norbert 14. Januar 2019

    Hallo Niklas,
    ich wollte fragen, welchen Stoff du bei dem Zweireiher von Hockerty ausgewählt hast; ich bin mir nicht sicher, ob dieser noch erhältlich ist oder bereits aus dem Sortiment genommen wurde. Aus der Vorschaugrafik kann ich das leider nicht mit Sicherheit entnehmen. Wenn du mir darüber Auskunft geben könntest, wäre ich dir sehr dankbar.

    • Vintagebursche 15. Januar 2019 — Autor der Seiten

      Hallo Norbert,
      ich habe gerade selbst einmal nachgesehen und fürchte das du recht hast. Hockerty führt den Stoff nicht mehr und hat generell keinen reinen Wollstoff mehr im Angebot. Das ist natürlich schade. Ich werd mal mit meinem Ansprechpartner dort reden und anregen wieder reine Wolle aufzunehmen.

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