Klassische Herrenmode und das süße Leben.

Die Melone und der Hutkauf an sich

Kein Kleidungsstück verändert die Erscheinung eines Menschen so sehr wie ein Hut. Das wird verstärkt durch die Tatsache, dass Männerhüte nahezu gänzlich aus dem öffentlichen Raum verschwunden sind. Männer, die Hut tragen, geben automatisch ein Statement gegen den Mainstream ab. Je ausgefallener der Hut, desto schneller wird er zum persönlichen Markenzeichen. Die Melone – in England als Bowler und in den USA als Derby bekannt – ist eine solche ausgefallene Hutform.

Wild Britain

Die Melone ist ein besonders britischer Hut. Nirgendwo war sie so beliebt wie im vereinigten Königreich. Einzige Ausnahme: Der wilde Westen. Die Melone gilt als recht formeller Hut und eignet sich durch ihre Windschnittigkeit viel besser zum Reiten als beispielsweise ein Zylinder. Bei Reitturnieren sieht man deswegen auch heutzutage noch viele Bowler.

Es ist also kein Wunder, dass ausgerechnet Winston Churchill und Bambino (gespielt von Bud Spencer) zu den bekanntesten Melonenträgern gehören.

Hutablage-Wagen

Einen Hut kaufen

Gerade wegen ihres starken Einflusses auf die Gesamterscheinung, sollten Hüte unbedingt anprobiert werden. Es empfiehlt sich also ein Hutkauf im Ladengeschäft. Mit Einheitsgrößen wird man oft nicht glücklich. Größenkategorien (Small, Medium, Large) machen es schwierig – aber nicht unmöglich – einen passenden Hut zu finden. Optimal sind Zentimeter-genaue Hutgrößen.

Idealerweise nimmt man sich etwas Zeit für den Hutladenbesuch. So kann man nach Herzenslust alle Modelle ausprobieren. Es ist immer wieder amüsant und beeindruckend wie schnell man in eine neue Rolle schlüpfen kann.

Fedoras im Hutladen

Kaufempfehlungen

Wer trotzdem lieber online bestellt, findet Melonen bei hut.de*. Den nächsten Hutladen zum Herumprobieren zeigt euch Google. Jedem der in der Region Köln wohnt oder dort zu Besuch ist, kann ich Jürgen Eifler am Friesenwall empfehlen.

Kisten mit Schiebermützen



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7 Kommentare

  1. Jacobus 30. August 2018

    In Deutschland muß die “Melone” (im Rheinischen auch als “Bibi” bekannt), die man ja noch auf Photos der 1920er Jahre sieht, schon vor Jahrzehnten außer Gebrauch geraten sein. In Großbritannien war das anders. Ich erinnere mich, daß man den Bowler in Großbritannien in den 1970er Jahren noch häufig im Straßenbild sah, vor allem natürlich in London und da besonders in der “City of London”, also im Börsenbezirk. Schon wenige Jahre später, in den 1980ern sah man kaum noch jemanden mit einem Bowler – irgendwie passend zur Amerikanisierung Großbritanniens unter Margaret Thatcher.

    Heute muß man schon lange in Großbritannien unterwegs sein, um einem Bowlerträger zu begegnen, aber dann ist das eher in Zusammenhang mit einem Ereignis – aber eben nicht im Alltag. So sieht man den Bowler im Umfeld des Pferdesports, dann bei “County Shows” (ländlichen Bauern- und Agrarfestivals) und dann natürlich als “Ziviluniform” bei den Offizieren der verschiedenen Garderegimenter, wie oben auf dem Photo. Ansonsten gibt es nur noch einen Anlaß, wo man die Chance hat, Bowlerträgern “en masse” zu begegnen: rund um “The Twelfth”, also den 12. Juli in Nordirland (und in einigen Gegenden Schottlands), bei den loyalistischen Paraden in der “Marching Season”. Denn bei vielen Loyalisten des “Orange Order” und der Schwesterorganisation “Royal Black Institution” gehört der Bowler dann zur Tracht. Einfach mal Bilder zu “Orange Order Bowler” googeln, dann hat man einen Eindruck.

    Abschließend: generell zum Thema Hut und Hutherstellung. Es gibt ein wirklich lesenswertes Interview mit Ute Flemming, der heutigen Chefin der Kölner Hutfabrik Flemming. Ich weiß nicht, ob man hier einen Link hinterlassen kann, es kann allerdings sein, daß die Seite etwas langsam lädt.

    http://www.danielzakharov.de/work/interview-ute-flemming/

    (Ansonsten die Titelzeile googeln: “Wenn Ihnen die Hutschnur reißt, dann war die ganze Arbeit umsonst.” )

    Wenn man dieses informative Interview liest, bekommt man großen Respekt vor so einer “letzten Mohikanerin”, die eine einstmals große deutsche Industrie weiterführt.

  2. Bruno 2. November 2017

    Guten Tag und danke für die Bilder und die Ausführungen.

    Bitte entschuldigen Sie späte Reaktion, meine letzte Antwort scheint wohl gar nicht gesendet worden zu sein.

    Ihrer Aussage nach handelt es sich bei der Melone um einen formellen Hut. Leider haben Sie die Frage, zu welcher formellen Kleidung nun dieser formelle Hut getragen wird nicht beantwortet, denn die von Ihnen gezeigten Bilder und Abbildungen, auf denen die Herren Melone tragen, zeigen entweder Strassenanzüge verschiedenster Art oder einen Smoking. Bei beiden sind wir uns aber sicher einig, daß diese nicht zur formellen Kleidung gehören. Die auf den Bildern gezeigten formellen Kleidungsstücke – Frack und Gehrock- sind mit den passenden formellen Hüten, nämlich stumpfem Zylinder und Homburg abgebildet.

    Auf Ihre Antwort warte ich gespannt und hoffe, daß diesmal das Absenden des Kommentares klappt.

    Herzliche Grüsse

    • Vintagebursche 3. November 2017 — Autor der Seiten

      Guten Tag Herr Gläser,
      zunächst einmal ist Formalität von Kleidung keine Schwarz/Weiß-Kategorie, sondern ein gradueller Übergang.
      Der Gehrock wird schon seit einigen Jahrzehnten nicht mehr getragen und kann getrost zur historischen Darstellung gezählt werden.
      Der Frack wurde in Europa bereits in den 20er Jahren als Black-Tie-Kleidung vom Smoking verdrängt. White-Tie-Anlässe sind heutzutage höchstens noch Staatsempfänge und dementsprechend zu vernachlässigen. Wenn man also nicht in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg stecken geblieben ist, dann ist der Smoking am oberen Ende der Formalitäts-Skala angekommen. Dahinter folgt für mich im übrigen der dunkle Geschäftsanzug, den ich ebenso als “formell” bezeichnen würde. Zu beidem kann man Melone tragen.
      Beste Grüße

  3. Bruno 31. Oktober 2017

    Guten Tag und danke für die Ausführungen. Nach Ihrer Auslegung ist der Bowler ein formeller Hut. Nun würde mich interessieren, welche formelle Kleidung Sie zum Bowler tragen würden.

    • Vintagebursche 31. Oktober 2017 — Autor der Seiten

      Guten Tag Herr Gläser,
      die Melone funktioniert zu fast jeder Garderobe. Hier ein Beispielbild von 1906 mit verschiedenen, zeitgenössischen Kombinationen:

      Man sollte lediglich die Farbe mit der restlichen Kleidung abstimmen und bedenken, dass Schwarz dabei die formellste Variante ist.
      Wer auffallen möchte, kann die (schwarze) Melone sogar zum Smoking tragen:

      In Großbritannien ist die Melone auch heutzutage zum dunklen Anzug im Allgemeinen sehr beliebt. Hier bei einer Parade zum Gedenktag der gefallenen Soldaten:

      Beste Grüße

  4. Bruno 27. Oktober 2017

    Guten Tag,

    Gestatten Sie mir die Frage, seit wann die Melone als formeller Hut gilt? Und in welchen Ländern?

    Mit freundlichem Gruß

    • Vintagebursche 27. Oktober 2017 — Autor der Seiten

      Guten Tag,
      die Melone ist etwa seit Anfang des 20. Jahrhunderts in den höheren Gesellschaften etabliert und folgt in ihrer Formalität nach dem Zylinder – vergleichbar mit dem Homburg. Außerhalb von Großbritannien und den USA ist die Melone aber generell unpopulär. Als zuverlässige Stil-Referenz kann man immer wieder Prinz Charles und das englische Königshaus zu Rate ziehen: http://bit.ly/2iE04bI
      Beste Grüße

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