Die goldenen 20er Jahre haben viele Blüten in Sachen Kleidungsstil getrieben. Das gilt besonders für die USA, in denen die Zwanziger durch die Prohibition etwas wilder waren und deswegen als Roaring Twenties bekannt sind. Nicht nur die Herren der Schöpfung sollen von dieser Übersicht profitieren. Seit Marlene Dietrich wissen wir, dass dieser Kleidungsstil auch den Damen hervorragend stehen kann.
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Stundenglas und Symmetrie
Wenn man sich die Herrenmode der 20er Jahre ansieht, dann bemerkt man einen kleinen Bruch. Zu Beginn dieses Jahrzehnts waren die Hosen schlank geschnitten und die gesamte Silhouette ergab eine Stundenglasfigur. D.h. Hüfte und Schultern waren in etwa gleich schmal und die Taille des Jackets entsprach der natürlichen Taille. Eine wundervolle Symmetrie. Die Knöpfe des Jacketts waren dafür entsprechend hoch angesetzt.
In den späten Zwanzigern wurden die Schultern breiter und die Taille des Jacketts wanderte abwärts. Auch die Hosen wurden weiter. Dieser Trend gipfelte in den sehr weiten Hosen der 30er und 40er Jahre.
Abgesehen von den Anzughosen, die übrigens meist einen Umschlag besaßen, waren Kniebundhosen und Knickerbocker sehr beliebt. Nicht nur zu sportlichen Aktivitäten, sondern auch im Alltag bot diese Variante viel Beinfreiheit. Darüber hinaus hatten alle Hosen eine Gemeinsamkeit: Sie saßen auf der natürlichen Taille. Was aktuell als High Waist gilt und bei Frauen wieder sehr beliebt ist, war in den Zwanzigern auch bei den Männern Usus. Dabei haben Taillenhosen den Vorteil, dass sie die Beine optisch verlängern.
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Reine Formalität
Obwohl der Anzug heutzutage für eine gewisse Formalität steht, gehörte er damals viel stärker zum Alltag. Als Abgrenzung zur Abendgarderobe prägten hellere Anzüge dadurch das Stadtbild. Mindestens genauso prägend ist der lückenlose Gebrauch von Hüten. Während man im Winter Filzhüte vorzog, läutete man um den 15. Mai mit dem Straw Hat Day stets die Strohhut-Saison ein. Der 15. September gilt wiederum als Felt Hat Day.
Bei der Abendgarderobe löste der Smoking (Black Tie) den Frack (White Tie) als Kleidungsstück für Abendveranstaltungen ab, wenngleich konservative Geister zunächst am Frack festhielten. Heutzutage wird der Frack lediglich noch bei Staatsempfängen getragen.
Smoking (Black Tie*) mit Black-Watch-Tartan-Weste*
Während Schiebermützen eher als Kopfbedeckung für die legere Freizeit oder harte körperliche Arbeit genutzt wurden, gehörten Hosenträger zur Standardbekleidung. Denn Gürtel waren nur vereinzelt zur Arbeitskleidung populär und zunächst nicht für den Gebrauch am Anzug gedacht.
Unser Bild von den 20er Jahren wird aber vor allem auch durch Film und Fernsehen geprägt. Serien wie Babylon Berlin, Downton Abbey, Boardwalk Empire und Peaky Blinders vermitteln ein einigermaßen authentisches Bild. Dieses ist meistens jedoch ein regionaler und zeitlicher Teilausschnitt, den man nicht überbewerten sollte. Dennoch bieten bewegte Bilder eine großartige Inspirations- und Motivationsquelle.
Ein paar kurze Erklärungen in bewegten Bildern, z.B. was man zu einer 1920er/Gatsby-Themenparty am besten nicht trägt, findet ihr übrigens auf meinem englischsprachigen YouTube-Kanal:
Selbst nähen
Kleidung nach Originalschnitten der Zwanziger Jahre zu bekommen ist heutzutage leider sehr schwierig. Eine Möglichkeit an solche Stücke zu kommen, ist das selber schneidern. Um auch Hobbyschneider zu befähigen 20er-Jahre-Klamotten zu nähen, habe ich mit Herrenmaßschneider Sebastian Hoofs ein Buch geschrieben. Einige einfache Nähanleitungen und ein Vorgeschmack aufs Buch gibt auf meinem YouTube-Kanal.
Mehr Infos zum Vintage-Nähbuch: