Klassische Herrenmode und das süße Leben.

Pitti Uomo 96: Die Messe, die Menschen und Florenz

Vom 11. bis zum 14. Juni 2019 fand zum 96. Mal die Pitti Immagine Uomo in Florenz statt. Ich war zum zweiten Mal dabei und möchte euch in diesem Beitrag einen Eindruck von der Messe und dem Drumherum vermitteln.

Die Messe

Die Pitti Uomo ist eine 2x jährlich stattfindende Modemesse und nicht offen für private Besucher – denn ihr eigentlicher Zweck ist der Austausch zwischen Herstellern, Modemachern und Händlern für die jeweils nächste Kollektion. Darüber hinaus sind auch Presse-Vertreter zugelassen, um der Öffentlichkeit einen Blick in die modische Glaskugel zu ermöglichen. Über diese Presse-Akkreditierung darf auch ich an der Messe teilnehmen und mich an den Ständen umsehen.

Die Pitti Immagine Uomo (kurz: Pitti) besteht dabei nicht nur aus klassischer Herrenmode, sondern beherbergt auch Mainstream-Modemarken wie Woolrich, Ellesse und Fila. Je nach Größe errichten diese Firmen eigene kleine Häuschen auf dem Festungsgelände der Fortezza da Basso. Dementsprechend dreht sich auf der Pitti eben nicht alles um Männermode und Anzüge. Im Sinne meines Blogs möchte ich mich allerdings genau auf diesen Teil der Messe beschränken.

An unzähligen kleinen Ständen findet man bekannte Marken von Borsalino bis Lock & Co. Hatters und von Dieter Kuckelkorn bis Loake. Interessant ist an dieser Stelle beispielsweise, dass der Großteil der europäischen Herrenausstatter seine Hosenträger bei Albert Thurston in Großbritannien fertigen lässt. An deren gut besuchtem Messestand wird dieser Tage also entschieden welche Kombination aus Riemen, Schließen und Schlaufen in wenigen Monaten im jeweiligen Laden erhältlich ist.

Die Menschen

Da das Interesse an klassischer Herrenmode meistens nicht nur theoretischer Natur ist, sind die Messebesucher ausgesprochen hübsch anzusehen. Die modische Mischung ist dabei vielfältig. Während einige lieber unauffällig, klassisch und formell auftreten, erinnern gerade die Messegäste aus Afrika an die Sapeure von Brazzaville.

Die meisten Fotos entstehen vor der – teilweise etwas verächtlich beäugten – Bloggerwall. Das ist eine dunkelbraune Profilblechwand außen an einem der Messegebäude. Ich gehöre selbst zu den Gästen, die dort gerne einen Großteil ihrer Zeit verbringen, um fotografiert zu werden, aber eben auch um alte Freunde zu treffen, Neue kennenzulernen und endlich mit Gleichgesinnten fachsimpeln zu können.

Die Stadt Florenz

Während der 4 Messetage wird gefühlt die ganze Stadt von Mode-interessierten Menschen bevölkert. Hinzu kommen Rahmenveranstaltungen am Abend und die Tatsache, dass Florenz eine ausgesprochen fotogene Stadt ist. Die Altstadt ist hervorragend erhalten. An vielen Ecken findet man wunderschöne alte Holzportale, kunstvolle Brunnen und geschmackvolle Hausfassaden. Neben den vielen Gotteshäusern gehören für mich vor allem die Ponte Vecchio und die Uffizien zu den touristischen Highlights. Wenn man einmal von den Weingütern im Umland der Stadt absieht, ist praktisch alles zu Fuß erreichbar.

Resümee

Nun wird die stilvolle, formelle Männergarderobe in regelmäßigen Abständen für tot erklärt und ich befürchte auch, dass sie nicht mehr in den Mainstream zurückfinden wird. Nichtsdestotrotz hat sich eine internationale und ausgesprochen stabile Subkultur rund um dieses Thema gebildet, die sich zweimal jährlich in Florenz trifft.

Dabei sind die Gassen der Altstadt wegen ihres mittelalterlichen Ursprungs sehr schmal. Da die 2. Pitti des Jahres stets im Juni stattfindet, sind ausgesprochen viele Touristen in der Stadt unterwegs. Das kann die Straßen geradezu verstopfen. Außerdem sind Temperaturen (durch die Lage im Tal) bis 40 Grad keine Seltenheit. Zu allem Überfluss ist mein persönlicher Bezug zu Tweed, Flanell und dreiteiligen Anzügen sehr groß. Diese 3 Dinge lassen sich jedoch schwer mit einem Florenzbesuch im Sommer vereinbaren. Umso mehr freue ich mich auf meine nächste Januar-Pitti in der Toskana.



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1 Kommentar

  1. Marvin 17. Juni 2019

    Sehr schöner Bericht.
    Ich bin schon sehr gespannt auf die Januar-Pitti in der Toskana und hoffe wir können mit einem Beitrag deinerseits rechnen.

    Herzliche Grüße aus dem Taunus.

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