Jedes Jahr im Frühling bei steigenden Temperaturen sortiert der geneigte Anzugliebhaber seine Garderobe um. Die warmen Anzüge aus Tweed- und Flanell-Stoffen werden in den Kleiderschrank im Keller umgehängt, auf der Garderobenstange nach hinten verschoben oder anderweitig ausgelagert. Aber was trägt der Mann von Welt eigentlich bei steigenden Temperaturen wenn er den qualvollen Hitzetod vermeiden will?
Leinen
Die klassische Reaktion auf steigende Temperaturen ist die Wahl von Leinen als Material. Leinen ist angenehm auf der Haut und luftig. Das macht es gut geeignet für einen Sommeranzug. Im Gegensatz zu Wolle knittert Leinen jedoch sehr. Leinenfasern können sogar brechen was zu bleibenden Falten führt. Die Knitteroptik von Leinen ist vor allem eine Geschmacksfrage. Manche lehnen sie gänzlich ab, andere begrüßen die informelle Wirkung der Falten.
Baumwolle
Eine eher unübliche Stoffwahl bei Anzügen ist Baumwolle. Dabei hat Baumwolle ähnliche Vorteile wie Leinen: Baumwolle ist ebenfalls angenehm auf der Haut und hat einen kühlenden Effekt. Baumwolle knittert sogar weniger schlimm im Vergleich zu Leinen. Dafür hat Baumwolle einen entscheidenden Nachteil: Baumwolle hat furchtbare Färbeeigenschaften.
Während Schurwolle Farbe quasi aufsaugt und nicht mehr hergibt, ist Baumwolle nur schwer zu färben und hält die aufgenommene Farbe nur begrenzt. Das ist der Grund warum handelsübliche T-Shirts irgendwann ausgewaschen sind und Jeans – besonders an den stark genutzten Stellen – blass werden. Dessen sollte man sich bewusst sein und überlegen ob man diesem Effekt als tolle Patina etwas abgewinnen kann oder lieber die Finger von Anzügen aus Baumwolle lässt.
Stoffmischungen
Da die verschiedenen Stoffarten ihre eigenen Vor- und Nachteile mitbringen, ist es naheliegend Kompromisse zu finden, indem man sie mischt. Um den Knittereffekt von Leinen abzumildern, lässt es sich z.B. mit Seide oder Wolle kombinieren.
Ungefüttert
Seit dem Physikunterricht wissen wir, dass eins der Elemente mit den besten Isoliereigenschaften die Luft selbst ist. Mehrfachverglasungen und Isolierkannen funktionieren auf diese Weise. Auch Anzüge haben quasi eine solche isolierende Luftschicht, nämlich zwischen dem eigentlich Anzugtuch und dem Futterstoff.
Auch wenn diese beiden Stoffschichten die Luft nicht allzu fest einschließen, ist ein Jackett ohne Futter spürbar luftiger. In dieser Form bleibt sogar reine (und dünne) Wolle eine gute Option für den Sommer. Man bedenke jedoch, dass der fehlende Futterstoff dem Jackett die klare Struktur nehmen kann (siehe Foto). Ungefütterte Jacketts aus dünnem Stoff sehen oft etwas flatterig aus.
Kauftipps
Sommerliche Anzüge mit den beschriebenen Eigenschaften findet man beim örtlichen Herrenausstatter, als Konfektionsware online bei SuitSupply* und Charles Tyrwhitt*.
Merlin 31. Mai 2022
Moin,
Welche Schuhe sind Deiner Meinung nach für einen keksfarbenen, dreiteiligen Leinenanzug im Stil der 30er Jahre geeignet?
Beste Grüße
Merlin