Klassische Herrenmode und das süße Leben.

Wie konfiguriere ich ein Maßhemd?

Egal ob für den Büroalltag, die eigene Hochzeit oder die stilvolle Freizeitgestaltung: Hemden sind das Fundament der Herrengarderobe. Sie müssen gut passen, bequem und strapazierfähig sein. Maßhemden sind mittlerweile an jeder Straßenecke – d.h. im Internet – erhältlich. Sie lassen sich ganz auf die eigenen Ansprüche und die eigene Körperform anpassen. Doch oft wird man von den Optionen der Online-Konfiguratoren erschlagen. Dieser Beitrag soll Abhilfe schaffen und als Orientierungshilfe beim Zusammenstellen des eigenen Maßhemds dienen. Los geht’s!

Hellgraues Hemd aus Chevron von Apposta zu rostbraunem Jagdsakko und tannengrüner Grenadine-Krawatte (Draufklicken und Heranzoomen lohnt sich!)
Hellgraues Hemd aus Chevron von Apposta zu rostbraunem Jagdsakko und tannengrüner Grenadine-Krawatte (Draufklicken und Heranzoomen lohnt sich!)

Anlass

Zu allererst sollte sich jeder frisch gebackene Hemddesigner fragen für welchen Anlass das Hemd genutzt werden soll: Büro? Hochzeit? Freizeit? Für die eigene Hochzeit kommt in der Regel nur ein weißes Hemd infrage. Ins Büro passen auch helle Grau- und Blautöne sowie dezente Streifenmuster. In der Freizeit wiederum ist alles erlaubt was gefällt. Von Allround-Hemden würde ich eher abraten, da man automatisch Kompromisse eingehen muss. Drei Hemd für diese drei Anlässe ist doch nicht zu viel verlangt, oder?

Stoffwahl

Kommen wir nochmal kurz zum Stoff des neuen Maßhemds. Neben Farbe und Muster sind hier vor allem die Webart und Material entscheidend. Die zwei gängigsten Materialien sind Baumwolle und Leinen. Diese sind grundsätzlich gleichwertig, allerdings sieht Leinen durch seine Knittereigenschaften immer etwas sportlicher aus als Baumwolle. Dafür ist der Tragekomfort im Sommer bei Leinen unschlagbar gut. Letztendlich ist die Materialwahl sicher eine Geschmacksfrage.

Abgesehen vom Material ist auch die Webart wichtig für Optik und Tragegefühl. Die fünf beliebtesten Varianten sind:

  • Popeline: Leinwandbindung, die je nach Garn zu einem sehr dünnen und feinen Stoff führt.
  • Twill: In Deutschland als Köperbindung bekannt. Diese Stoffe sind meistens nicht ganz so fein wie Popeline, aber dafür widerstandsfähiger und auch ohne Kunstfaseranteil leicht stretchig.
  • Oxford: Stoff in Panamabindung (eine Art grobe Leinwandbindung), der widerstandsfähig ist und dessen Struktur ein tolles Tragegefühl liefert.
  • Chevron: Auch bekannt als Fischgrat. Im Prinzip eine Köperbindung mit wechselnder Laufrichtung und ähnlichen Eigenschaften.
  • Seersucker kennt man in Deutschland vor allem als Material für Bettwäsche. Unterschiedliche Spannungen der Kett- und Schussfäden führen zu einer Art “Dellenoptik”, die sehr sportlich aussieht aber im Sommer auch wunderbar kühlend wirkt.
V.l.n.r.: Weißer Oxford, hellblauer Twill, himmelblaue Popeline mit weiß abgesetztem Kragen (unbedingt draufklicken und ranzoomen)

Kragen

Für Büro oder Hochzeit eignen sich alle Umlegekragen ohne Knöpfe. Der Tabkragen ist ein förmlicher Hingucker, weil er den Krawattenknoten anhebt. Er funktioniert aber auch nur mit Krawatte. Egal für welchen Kragen man sich entscheidet, zu einigermaßen förmlichen Anlässen sollte er fest sein.

Die Form der Kragenschenkel ist meiner Meinung nach einer der wichtigsten Aspekte des Hemds. Denn Länge und Spreizung der Schenkel sollten sich an der Gesichtsform orientieren. Je länger das Gesicht, desto länger sollten die Kragenschenkel sein. Stark gespreizte Schenkel halte ich für ungeeignet bei langen Gesichtern, sie lassen das Gesicht noch größer erscheinen als es ist. Unabhängig davon gilt eine starke Spreizung (auch bekannt als Haifischkragen) als modern. Weitere Gedanken zu Hemdkrägen findet ihr hier im Blog.

Für Freizeithemden sind schließlich auch Varianten mit Knöpfen und sehr weiche Kragenschenkel in Ordnung. Denn hier steht der Tragekomfort im Vordergrund.

Separater, anknöpfbarer Kragen (Spearpoint Collar)
Separater, anknöpfbarer Kragen (Spearpoint Collar)

Manschette

Bei den Hemdmanschetten entscheidet der Anlass lediglich ob man eine Variante mit Knöpfen (weniger förmlich) oder die Variante Umschlagmanschette (förmlich) für den Einsatz mit Manschettenknöpfen wählen sollte.

Alle anderen Optionen sind eine Frage des persönlichen Geschmacks: Ein oder zwei nebeneinander liegende Knöpfe, gerader oder runder Abschluss. Nur von den Wiener Manschetten (ein Hybrid mit Knöpfen und Knopfloch für Manschettenknöpfe) sollte man die Finger lassen. Sie sind ein Zeichen schlechten Stils. Armbanduhrenträger sind mit zwei Knöpfen hintereinander gut bedient, um nach Bedarf genug Platz für die Uhr am Handgelenk zu schaffen. Weitere Gedanken zu Hemdmanschetten findet ihr hier im Blog.

Passform

Ich rate generell von zu eng geschnittenen Hemden ab. Enge Hemden sind unbequem, schränken ein und verschleißen schneller. Für eine besonders traditionelle Optik, darf die Passform gerne auch besonders luftig sein. Schließlich sieht man davon unter einer gut sitzenden Weste ohnehin nichts mehr. Darüber hinaus elementar ist, dass der Kragen eng um den Hals schließt und keine große Lücke entsteht. Außerdem sollten die Manschetten das Handgelenk eng umschließen und niemals schlabbern.

Zusatzoptionen

Abschließend noch ein paar Worte zu den übrigen Gestaltungsoptionen. Lange Ärmel sind ein Muss wenn man nicht gerade ein Hawaii-Hemd gestaltet oder als Busfahrer tätig ist – schließlich kann man sie im Notfall immer noch hochkrempeln. Monogramme empfinden viele als kitschig, deshalb sollte man sie entweder weglassen oder Ton-in-Ton an einer unauffälligen Stelle platzieren. Brusttaschen benötigt man lediglich an Hemden, in denen man körperliche Arbeit verrichtet.

Kaufempfehlung

Besonders gute Erfahrungen habe ich beim Kauf von Maßhemden zuletzt bei Apposta gemacht. Die Stoffauswahl und Gestaltungsoptionen (lange und besonders feste Kragenschenkel!) sind überwältigend gut. Die Verarbeitung ist einwandfrei und der Hemdkonfigurator ist angenehm zu bedienen.

Pfennigfuchser und Vintage-Liebhaber können statt des Maßhemds auch auf Second-Hand-Schatzsuche gehen. Zu weite Hemden lassen sich mit zwei Abnähern im Rücken nachträglich taillieren. Die Kragenweite muss allerdings passen! Ein Video wie man aus einem modernen Hemd eines für abnehmbare Kragen herstellt, gibt es hier auf YouTube.

Dieser Artikel wurde von Apposta gesponsert.



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