Die erste Assoziation, die bei einem Anzug aus Nadelstreifen (engl. pinstripes) in den Sinn kommt, wird der verruchte Mafiosi oder der schmierige Banker im Power Suit sein. Natürlich gibt es dafür gute Gründe. Dabei ist der Nadelstreifenanzug so viel mehr als ein Kleidungsstück für zwielichtige Unsympathen.
Nadelstreifen und Schneiderkreide
Nadelstreifen sind – wie der Name schon nahelegt – nadeldünne in Webrichtung eingearbeitete kontrastierende helle Streifen auf einem dunkelblauen oder -grauen Stoff, zumeist Kammgarn. Diese gibt es auch in breiterer Ausführung, dann nennt man sie Kreidestreifen (engl. chalk stripes). Grundsätzlich sollen sie den Kreidemarkierungen des Schneiders ähneln, was mit einer höheren Qualität des Kleidungsstücks assoziiert wird.
Banker, Bankräuber und Hochzeitsgäste
Massenhafte Verwendung fand der zumeist schwarze Nadelstreifenstoff in der britischen Banken- und Geschäftswelt des 19. Jahrhunderts. Dabei legte jedes Bankhaus sein eigenes Muster fest. Das Ziel ist, mithilfe der klaren Linien Wiedererkennbarkeit, Professionalität und Verbindlichkeit auszustrahlen.
In den 1930ern wird dann der Nadelstreif zum bevorzugten Stoff für Herrenanzüge. Das hat einen Grund: Die senkrechten Linien betonen zusammen mit der breiten Schulterpartie und der schmalen Taille die maskuline Silhouette, die in dieser Zeit angestrebt wird.
Nicht nur die Mafiabosse – allen voran der eher untersetzte Al Capone – tragen diesen Stoff gerne, auch in der Bar- und Jazzkultur der Zeit ist der Nadelstreifenanzug sehr beliebt.
Der amerikanische Powersuit
Schließlich setzt sich der blaue Nadelstreifen in den 80ern und 90ern als Power Suit in der amerikanischen Börsenwelt durch. Vor allem weil er durch seine Betonung des Vertikalen den Träger eben größer und maskuliner erscheinen lässt. Er wird zum Outfit des erfolgreichen Geschäftsmanns.
Schnell rezipiert das Kino den Nadelstreifenanzug und erschafft cineastische Ikonen wie Gordon Gekko, Patrick Bateman und Jordan Belfort. Der Stereotyp des schmierigen Wallstreet-Bankers ist geboren.
Nach der Finanzkrise 2008 ist der Nadelstreifenanzug immer mehr aus der Geschäftswelt verschwunden, man will das Image des gierigen Bankers ablegen. Heute wird er nur noch selten getragen.
Stilbewusster Auftritt in Streifen
Genau hier liegt die Chance für den Modeinteressierten: Die Börsenanzüge sind verschwunden, nun kann man sich wieder bewusst für einen Stoff entscheiden, der aus der Masse der grauen und schwarzen Einheitsanzüge heraussticht.
Nadelstreifen erschaffen eine vertikale, klare Silhouette, die jedem Träger eine ansprechende Form gibt. Bitte verzichtet auf zu stark gepolsterten Schultern, Hemden mit Kontrastkrägen und protzige Manschettenknöpfe. Wer stattdessen dezente Farbtöne mit der klaren Nadestreifenlinie kombiniert, der wird zu jedem formalen wie feierlichen Anlass positiv hervorstechen. Warum nicht auch auf einer Hochzeit?
Kaufempfehlungen
Nadelstreifenanzüge gibt immer wieder bei Charles Tyrwhitt*. Darüber hinaus hat auch SuitSupply* immer moderne Nadelstreifenanzüge in der aktuellen Kollektion. Außerdem kann Euch auch Sebastian Hoofs zu einem einzigartigen ganz persönlichen Nadelstreifanzug verhelfen.